Industrie

Industrialisierung in Wipperfürth

Neben der Landwirtschaft und Handwerk brachte der Bürgerschaft die Industrie reichen Verdienst. Vor allem war es die im Großen betriebene Tuchweberei, die "commerzium und nahrung der statt in flor hielt".

"Die Doeche wurden binnen und baussen Latz" verkauft. Schon im 13. Jahrhundert war in der Stadt ein "Stadelhof", in dem die Tuche zum Verkauf kamen: "domus in qua oanni venduntur". Die Tuche waren auch im Ausland berühmt und begehrt. Schon Anfang des 14. Jahrhunderts gehörte, wie das Hanseatische Urkundenbuch nachweist, Wipperfüth zum norddeutschen Hansebund, und Wipperfürther trieben in den nordischen Städten Handel. Ein Johannes von Reval hatte 1344 geschäftehalber ein Haus in Wipperfürth. 1345 befahl König Eduard III. von England dem Bailliff (Amtsmann) von Bostonb, dem Tidemann Spicenas von Wipperförde die arrestierten Waren freizugeben, sofern er den Zoll entrichte. Ein zu Stockholm wohnender Alvernus Wipperfort ging 1380 mit dem dortigen Bürgermeister ein Handelsgeschäft zu gleichen Teilen ein. 1387 schrieb Wipperfürth an Reval wegen des Nachlasses des in Dorpat verstorbenen Peter Loseberg von Wipperfürth. Tidelin Wipperford verklagte 1406 einen Johannes Kyle aus Lübeck wegen der Poachtung einer Verkaufsbude in Malmö, und Malmö teilte Lübeck mit, dass Tidelin bereits in Malmö den Prozeß verloren habe. Vor Reval strandete 1418 ein Danziger Schiff, auf dem auch Hermann Wippelvorde Waren verfrachtet hatte. 1431 befand sich unter den Handelshäusern in Nowgorod (Russland) auch ein Haus "Wippervorde". Ein Johannes von Wipperfurde, Rosenkranz genannt, verhängte im Dienste des Herzog von Burgund über "laken und doeche" Kölner Kaufleute in der Beventer Schelde Arrest, der 1462 aufgehoben wurde.

Durch die Entstehung anderer Industriezentren hörte Wipperfürth auf, die Durchgangsstation der Hauptverkehrswege zu sein, was auch den Rückgang des Großhandel mit Tuchen nach sich zog.

Die fortschreitenden Industrialisierung hinterließ auch in Wipperfürth ihre Spuren, so dass die bisher mit Hand gefertigten Stoffe und Tuche nun in Fabriken mit Hilfe der Wasserkraft der Wupper hergestellt werden konnten. Die verbliebenen privaten Webereien produzierten für Zwischenhändler, die diese Waren wieder mit Gewinn an die Großindustrie weiterverkauften.

Unternehmungsgeist war bei den Wipperfürthern stets gut vorhanden; den meisten Unternehmen war aber ein dauernder Erfolg nicht beschieden; dass wohl mehr an der größeren Kapitalkraft auswärtiger Konkurrenzfirmen und der schlechten Verkehrsanbindung lag, was sich auch nicht durch den Bahnanschluss Wipperfürths änderte. Erst die Weiterführung der Bahn 1902 bzw. 1910 bewirkte wieder einen Aufschwung der Wipperfürther Industrie. In heutiger Zeit, in der es die Bahnstrecke nicht mehr gibt, werden die ortsansässigen Firmen durch den LKW-Verkehr bedient.