Die "Kuhstraße"

Studium der alten Stadtpläne im Urkataster von 1831

Im Rathaus gibt es die Reproduktion des Urkatasters von Wipperfürth aus dem Jahre 1831. Auf dieser interessanten Vermessungskarte des Geometers Hölscher von 1831 stellt sich das Städtchen in den Grenzen dar, die vor vielen Jahrhunderten durch die Stadtmauer gezogen wurden.

Die Stadt ist im Westen an der heutigen

Hier, so wird in alten Berichten mitgeteilt, habe der städtische Viehhirte die Rinder und Kühe der Stadtbürger zusammengetrieben, um sie durchs Stadttor auf die Wiesen vor der Stadt zu bringen. "Kuhstraße" oder "Kauhstroote" in der Mundart ist also keine Erfindung, sondern katasteramtliche Tatsache.

Auf der alten Karte finden wir auch ferner den "Hospitalplatz" am Wall, einen "Jungenthurm" im Bereich der heutigen Eugen-Kersting-Straße und ein Gässchen hinter der Pfarrkirche mit der kuriosen Bezeichnung "aufm krummen Esel". Sprachforscher haben darauf hingewiesen, dass dieser Name nichts mit dem Grautier zu tun habe, sonder mehr mit dem Begriff "Irrsal".

Wo sich heute die Fabrikanlagen von Radium erstrecken, da war damals noch die Stadtmühle, der Mühlteich und die Wupper mit Obergraben und versumpften Wiesen. Die heutige Schützenstraße nannte man "Tönnesstraße", weil sie zur "Tönnesbrücke" der heutigen Brücke der Bahnstraße führte.

Da, wo sich das Finanzamt an der Lüdenscheider Straße befand, jetzt Polizeistation, waren die Sumpfgebiete des Gaulbachs, die hier noch als "auf der Lehmkuhle" bezeichnet wurden. Der alte Friedhof an der Lüdenscheider Straße, der 1831 gerade 20 Jahre alt war, entstand am "faulen Graben".

Der heutige Don-Bosco-Weg hinter diesem alten Friedhof verläuft ungefähr in der Trasse der alten Chaussee nach "Rönsahl", wie der Karte zu entnehmen ist.

Die Karte sagt nicht klar aus, was von den neueren Straßen jener Zeit zu halten ist. Die "Chaussee" nach Lindlar, die heutige Gaulstraße, erscheint hier wie mit dem Stift eines Planers in die Karte eingezeichnet, ebenso die neue "Chaussee" nach Rönsahl und Gummersbach. Diese Straßen wurden erst Mitte des vorigen Jahrhunderts gebaut, sie lösten die mittelalterlichen Handelsstraßen (stark ausgefahrene Hohlwege) ab. Aus der Karte von 1831 ist nicht klar ersichtlich, ob die Gaulstraße und die Lüdenscheider Straße nun schon tatsächlich im Stadtgebiet vorhanden sind oder ob es sich um die Eintragung von Plänen für diese Straßenneubauten am Anfang des bergischen Industriezeitalters handelt.

Schließlich finden wir im Süden der Stadt die Klosteranlage auf dem Klosterberg, der hier als „auf der Krakenborg“ bezeichnet wird. Die Klosterstraße wird offiziell als „Rabenstraße“ bezeichnet. Die heutige Ringstraße war damals der „Pottweg“. Die alte „Chaussee“ nach Lindlar ist der heutige Hohlweg, der von der heutigen Siegburger-Tor-Straße durch den Hohlweg an der Leie nach der Münte verläuft.